Anmerkungen


A1 „Die Aquatinta“

Der Einführungstext von Dieter Honisch setzt ein allgemeines Verständnis dieser speziellen Radiertechnik voraus mit Hinweisen wie „malerische Mittel, - von Weiß bis Schwarz unzählige Grauabstufungen, - der feine Pinsel, der die Isolierschicht auf die Platte bringt“. Bei Wikipedia im Internet: "Die Aquatinta (...) ist ein spezielles Verfahren der künstlerischen Druckgrafik, bei der über Flächenätzung Halbtöne erzeugt werden. Sie gilt als eine vor allem malerische Tiefdrucktechnik." Diese wird im Buch 'Die Kunst der Graphik' von Walter Koschatzky eingehend vorgestellt.

Aufschlussreich äußert sich Ursula Hecker : Bruno Pelz ist ein malender Graphiker. Erstaunlich die feinen Abstufungen zwischen Weiß und Schwarz, die Akribie, mit der er die Töne variiert und kontrastiert: Helldunkelmalerei, wie man sie bei graphischen Blättern nur selten findet. - Freilich hat Bruno Pelz in der Aquatinta die ihm gemäße Technik gefunden. Auf die Zinkplatte bringt er Kolophoniumstaub, der durch Wärme aufgeschmolzen wird und wie ein Pünktchenraster wirkt. Der Ätzvorgang produziert eine rauhe, modulationsfähige Oberfläche, die eine nuancenreiche Abstufung der Töne erlaubt und gleichermaßen gute Möglichkeit zu flächiger und räumlicher Formulierung gibt. - Bei einer solchen Gestaltungsweise ist der Künstler nicht von vornherein festgelegt. Der schöpferische Vorgang läßt den Weg zum Unvorhergesehenen , zu Überraschungen offen. "Oft durchbreche ich das Gestaltungsprinzip, das ich mir gemacht hatte", erläutert Bruno Pelz. Und gerade darin sieht der Künstler den Reiz seiner Arbeit: "Das Blatt gewinnt an Individualität, wie ein Gesicht, an das man sich gut erinnert." - Seine fast ausschließlich abstrakten Blätter haben keine Titel. Bruno Pelz verzichtet bewußt darauf. Auch dem Betrachter soll Spielraum gelassen werden, die Freiheit eines Bilderlebnisses, Möglichkeiten zur individuellen Phantasieentfaltung.  (Münstersche Zeitung, 18.04.1976)

 

Dieter Honisch zu "Surreale Strukturen": Dieter Honisch äußerte sich wesentlich direkter. Er sieht bei Pelz Strukturen weniger anonym, sie lassen sich auch wie Einzelmotive deuten, in ihrer Dinghaftigkeit surrealen Strukturen von Max Ernst näher als den funktionalen der Zero-Gruppe. Zwar "scheut sich Pelz, unsere Assoziationen eindeutig festzulegen", dennoch zitiert Honisch persönliche Äußerungen des Künstlers wie z.B. jene zum  Blatt 192 - 64, das Pelz "Turm zu Babel" nennt, auch wenn er "die Dinge lieber offen läßt, in der Schwebe hält".

Rückblickend bestätigt Pelz: "Es gibt in meiner Entwicklung keine Folge festgelegter Stufen, das Repertoire ergab sich situativ, je nach Impuls - aus Freude am Gestalten. 

In A2 "Strukturvergleich" wird deutlich, wie Pelz zwar serielle Strukturen aufgreift, sie aber auch durchbricht. 

Weitere Hinweise zu "Surreale Strukturen" in der Rubrik HOLZSCHNITT unter: Anmerkungen zur Entstehung des Holzschnitts "Turm".

A2 Strukturvergleich Mack, Pelz, Girke

Dieter Honisch meint: „Eine gewisse Übereinstimmung der Grundformen brachte Pelz bisweilen in die Nähe von Heinz Mack, mit dem er zusammen in Düsseldorf studierte. Doch will er etwas anderes. Während der Raster bei Mack in seiner uniformen Reihung das einzelne Formmotiv in Frage stellt und als Ganzes Träger eines kinetisch oder durch das Auge bewirkten optischen Geschehens wird, versucht Pelz ihn seines technisch anonymen Charakters zu entkleiden und in eine Folge von Einzelmotiven umzudeuten … „. Da Raimund Girke, ebenfalls Kommilitone von Pelz, sich strukturell der Zero-Gruppe kurzfristig annäherte, darf er in den Vergleich einbezogen werden.

(Dieter Honisch: Als ich das Blatt von Pelz Josef Albers zeigte, lobte er es sehr.)

Exkurs


Heinz Mack

Lichtrelief 1958

Edelstahl 30 x 40 cm

Bruno Pelz

Radierung 30/I - 1959

295 x 245 mm

Raimund Girke

Horizontaler Ablauf 1957

Mischtechnik auf Leinwand 70 x 125 cm


Auch Girke reduzierte strukturbewußt Form und Farbe: …Zeilenraster gliedern die Bildfläche durch Reihung und Wiederholung einzelner Elemente … geschichtet … rhythmisierend, … nur noch Weiß und Schwarz im Wechsel. Diese programmtische Orientierung erfolgte um 1956 am Ende seines Studiums in Düsseldorf, wo er auch Mack und Piene begegnet war. (Katalog RAIMUND GIRKE, Hannover, Sprengelmuseum, 1995)